9. Besuch von Oma

Am 21. Mai verliessen wir bei Sonennschein den Porto Turistico di Roma. Kaum hatten wir das schützende Hafenbecken verlassen wurden wir von hoher langgestrickter Dünung empfangen, doch nach Setzen der Segel stabilisierte sich das Boot und wir düsten mit bis zu 7 Knoten durch das auffällig milchig, türkisene Wasser in Richtung Süden nach Anzio. Es war Wochenende und vor dem Hafen daher ein reger Segelbootverkehr. Es war eine herrliche Segeletappe, auch wenn mit der Zeit der Wind langsam nachliess. Wir freuten uns alle, bald die Oma an Bord zu begrüßen. Der Hafen in Anzio ist ein kleiner Fischerhafen, an dem man neben wenigen anderen Booten direkt an der Promenade anlegt. Unter kritischer Beobachtung einer ganzen Touristenschar gelang uns ein tiptop Anlegemanöver. Am Nachmittag holten Lilli und die Kinder Oma Motte am Bahnhof ab während Oli das Abendessen zubereitete. Lillis Mutter war nach Rom geflogen und hatte nach Anzio die Bahn genommen. Mit der Oma kam der Sommer. Bis zu ihrer Ankunft haben wir noch recht häufig unten im Salon gegessen, weil es am Abend noch recht kühl wurde. Das hatte nun ein Ende…die langen Hosen wanderten in den Schrank und an den elektrischen Heizlüfter denken wir lang nicht mehr. 

Von Anzio ging es am nächsten morgen mit dem Blister die Küste weiter Richtung Süden und wir ankerten das erste mal mit unserem neuen ROCNA Anker vor dem Torre Asturo, einer kleinen Befestigungsanlage die etwas aus dem Küstenverlauf heraussticht. Die erste Dingifahrt mit Oma Motte, Jakob und Lilli an den Strand war sehr wackelig und endete recht nass für uns alle. Belohnt wurden wir mit unendlich vielen Muscheln, von denen wir die schönsten mit zur Alia nahmen. Es war ein recht unruhiger Ankerplatz vor einem sehr langen verlassenen Sandstrand und wir wurden den Abend und die ganze Nacht gewaltig durchgeschaukelt. Am nächsten morgen gingen wir alle nochmal vom Boot aus schwimmen und wurden dann von einem recht offiziell wirkenden Boot angehalten unseren Ankerplatz schnell zu verlassen, so dass wir uns bei fehlendem Wind unter Motor auf den Weg nach Ponza machten. Highlight für die Kinder war, dass wir sie während der Fahrt in unserem Beiboot abschleppten. Eine Riesen Freude für alle.

Nach 31 Seemeilen und sechseinhalb Stunden Fahrzeit, wovon wir bis auf eine Stunde Segeln mit der Genua alles motorten erreichten wir unseren wunderschönen Ankerplatz in der Cala Feola. Die Bucht ist eingerahmt von Felsen, aber es gibt eine Art Pool, einem großem Becken, das über Tunnel mit der Bucht verbunden ist. Nach unserem erfolgreichen Ankermanöver fuhren wir mit dem Dingi zu diesem Piscine, Es war eine herrliche Erfrischung für uns alle in dem kristallklaren Wasser. Am nächsten Morgen feierten wir den Geburtstag von Oma Motte mit Kerzen und selbstgebackenem Schokoladenkuchen - danke Angela für das köstliche Rezept. Wir verbrachten einen weiteren Tag in der Cala Feola und erkundeten mit unserem Beiboot die Höhlen um den Naturpool. Am Nachmittag starteten wir bei Schwachwind mit Großsegel und Genua, um auf die andere Seite der Insel zu der Stadt Ponza zu segeln. Zunächst ging es noch recht gemächlich die Westküste entlang und bei der nördlichen Rundung der Insel schlief der Wind sogar fast ein. Auf der Ostseite wehte es dann plötzlich mit 20 Knoten und da wir die volle Besegelung gesetzt hatten legte sich das Boot ordentlich schräg. Der Plan war vor der Stadt zu ankern und am Abend den Geburtstag in einem Restaurant zu feiern. Da wir aber unsicher waren wo wir im Hafen von Ponza den Anker fallen lassen konnten, fuhren wir in die Nachbarbucht, wo trotz stärkerem Wind der Anker gut hielt. Wir sind so froh über unseren neuen Anker und die verlängerte Ankerkette. Eine sich wirklich lohnende Investition. Am nächsten Tag machten wir einen kleinen Ausflug zum nahgelegenen Steinstrand. Am Nachmittag wagten wir uns trotz Seegang alle zusammen in unser Dingi und fuhren eine halbe Seemeile bis in den Hafen von Ponza. Mit ein bisschen Glück schafften wir es, ohne nass zu werden. Ponza ist ein farbenfrohes Hafenstädtchen mit ein paar kleinen Geschäften. Einkaufen, Pizza und ab zur Alia. Nach dem Sonnenuntergang begann im Hafen ein Fest, so dass wir mit Livemusik und zur späteren Stunde mit einem kleinen Feuerwerk unterhalten wurden. Schöner kann es in einer Ankerbucht kaum noch sein. Gegen 3 Uhr in der Nacht kam ein starker Wind auf, der genau in die Bucht blies und einen sehr unangenehmen Schwell verursachte. Nach dem verwöhnten Abend war dies die Schattenseite des Ankerns. Wir wurden ordentlich durchgeschaukelt und machten kaum ein Auge zu. Nun wurde uns klar warum so viele Boote die Bucht noch am Nachmittag verlassen hatten. Abwechselnd hielten wir Ankerwache und beobachteten die Sonne beim Aufgehen. Der Anker hielt und unser Vertrauen in ihn wuchs ein weiteres mal. Nachdem alle aufgestanden waren und wir gefrühstückt hatten flohen wir bei beginnender Seekrankheit von Lilli (obwohl wir noch vor Anker lagen und das soll schon was heißen) zur 50 Seemeilen entfernt liegenden Isola Ischia. Nach einem schwachwindigen Beginn konnten wir bald bei achterlichem Wind (von hinten) den Blister setzen. Der Wind, Bootsgeschwindigkeit und Wellen nahmen im Verlauf immer weiter zu. Die Wellen liefen unter dem Boot durch und erforderten aufmerksames Steuern, bei der Bootsgeschwindigkeit allerdings ein herrliches Segelvergnügen. Irgendwann wehte es mit 20 Knoten und wir bekamen langsam Angst um unseren Blister, der ja aus einem ganz leichten Segelstoff besteht. Als wir uns entschieden ihn einzuholen war es allerhöchste Zeit. Im Wind stehend, in den hohen Wellen stampfend, rang Lilli den Blister wieder in seinen Bergeschlauch. Danach ging es mit Großsegel und Genua deutlich entspannter weiter. Ischia erreichten wir bereits bei Sonnenuntergang. Entlang der Ostküste der Insel und vorbei an der geschäftigen Stadt Ischia motorten wir, denn mit Sonnenuntergang war auch der Wind abgeflaut. Wir ankerten südlich des Dammes der die Insel mit dem Castello di Ischia verbindet. Am nächsten Morgen konnten wir die Schönheit des Ankerplatzes bewundern. Auf der einen Seite lag die Insel mit ihren grünen Berghängen, auf der anderen Seite thronte das imposante Kastell hoch auf einer Felsinsel. Wir blieben zwei Nächte, besuchten das schöne Städtchen Ischia, wanderten ins Landesinnere und gingen viel baden. Das Wasser war mittlerweile 24 °C warm. Es war zum Ritual geworden dass Jakob jeden Morgen schon vor dem Frühstück mit Oma ins Meer sprang. Emily beobachtete die Badeausflüge noch skeptisch von Bord, ihr war das tiefe Wasser noch sehr suspekt. In den zwei Nächten in der Ankerbucht erlebten wir abends ein Feuerwerk nach dem anderen, scheint in Italien gerade sehr angesagt zu sein. 

Am 29. Mai segelten wir weiter nach Capri. Bei vorhergesagter Windstille erwarteten wir eine Motorfahrt für knapp 20 Seemeilen, doch konnten wir bei tollsten Bedingungen fast die gesamte Strecke unter Segel und Blister zurücklegen. Erst als wir den süd-westlichen Punkt der Insel mit seinem schönen Leuchtturm rundeten und entlang der steilen südlichen Steilküste fuhren mussten wir den Motor zur Hilfe nehmen. Ungefähr nach der Hälfte der Fahrt kamen zwei Delfine an unserem Boot vorbei geschwommen, die uns leider viel zu kurz begleiteten. Trotzdem ein echtes Erlebnis. Jakob und Emily waren im Spiel mit Duplo vertieft und bauten ein Boot nach dem anderen. Wir ankerten zwischen vielen anderen Booten in der Marina Piccola. Hier bot sich uns eine wunderschöne Kulisse. Zwischen den schroffen Felsen zieht sich ein grünes Band an dieser Stelle über die Insel und die Serpentinenstraße ist gesäumt von Hotels. Vom Ankerplatz aus betrachtet sehr schön anzusehen, aber wehe man begibt sich ans Land. Lilli, Emily und Oma machten sich auf den Weg die Insel zu erkunden, während Oli und Jakob das Boot hüteten. Es gab auch keine Möglichkeit das Dingi zu parken. Bereits am Morgen war Oli unfreundlich verjagt worden, als er das Dingi an einen Steg legen wollte, um joggen zu gehen. Man muss wissen, dass so früh morgens noch keinerlei Touristen unterwegs sind und es eigentlich genug Platz zum Anlegen gegeben hätte. Mit Scharen von Amerikanern und anderen Touristen fuhren die Mädels in einem Minibus in das Zentrum von Capri. Die Architektur, die Landschaft und abwechslungsreiche Fauna und Flora hat uns begeistert. Jedoch können wir den ganzen Rummel um diese Insel nicht ganz verstehen. Heerscharen von Touristen und kaum ein Platz zum Stehen oder Gehen und dann gibt es nicht mal einen richtig schönen Strand. Wir liefen zu einem tollen Aussichtspunkt, von dem aus wir Oli und Jakob von hoch oben auf den Felsen zuwinken konnten und sie uns mit dem Fernglas sahen. So klein war unsere Alia von oben betrachtet und so schön. Durch kleine abgelegene Gässchen liefen wir, bevor wir die Treppenstufen zurück zur Marina Piccola herabstiegen, wo uns Oli und Jakob mit dem Dingi wieder abholten. Die Jungs hatten die Zeit auf dem Boot mit Baden und Legobauen verbracht. Oli joggte dann doch noch einmal über die Insel und wir verbrachten einen weiteren Abend vor Anker in Capri. Am 31. Mai machten wir uns am Morgen auf den Weg die berühmte Amalfiküste entlang zu segeln. Zuvor besuchte uns in der Bucht schon ein zweites Mal das Müllboot (haben wir hier auch zum ersten Mal gesehen und finden es toll - ein Motorboot mit zwei Männern, die von Boot zu Boot fahren um den Müll einzusammeln). 

Aufgrund fehlenden Windes mussten wir die gesamte Strecke entlang der Amalfiküste 3 Stunden motoren. Zu Beginn ist die Küste noch recht unspektakulär, wird dann aber immer interessanter. Wir fuhren vorbei an grün bewaldeten Hängen bis wir Position erreichten. Das Städtchen klettert den steilen Hang hinauf und sieht sehr hübsch aus. Die Häuschen sind bunt und nahe am Strand im Zentrum steht eine Kirche mit wunderschöner bunter Mosaikkuppel. Freilich war der Landkontakt wieder sehr touristisch. Die Stadt wimmelt von Amerikanern und natürlich haben sich die Bewohner mit unzähligen Geschäften auf den Touristenansturm eingestellt. Die Geschäfte verkaufen allerdings nicht den üblichen Touristennepp und auch die üblichen Luxusmarken sucht man vergebens. Vielmehr gibt es sehr schöne Kleider (viele aus Leinen) und viel Kunsthandwerk. Uns gefiel es so gut, dass wir zwei nachte blieben. Wir fuhren mehrmals zu einem schönen Steinstrand in der Nähe unseres Ankerplatzes, den man von Land aus nur schwer erreichte. Am zweiten Tag passte Oma auf das Boot auf, während wir einen steilen Weg zu einem imposanten Aussichtspunkt hinaufwanderten. Oben war in einem riesigen Felsen ein großes natürliches Loch durch das man hindurchging und sich auf der anderen Seite wieder an den Abstieg machte. 

Nach 12 Nächten vor Anker (unser persönlicher Rekord) fuhren wir am 02. Juni nach Salerno in den Hafen. Die Amalfiküste ist als Schwachwindrevier bekannt und wir mussten wieder die gesamte Strecke unter Motor zurücklegen. Nachdem es sehr schwierig war einen Hafen im Internet auszumachen und zu kontaktieren, fanden wir einen kleinen Privatanleger Ormeggio Autuorie, der uns nach vorheriger telefonischer Reservierung freundlich in Salerno an der Hafeneinfahrt empfing. Wir freuten uns endlich nach so langer Zeit mal wieder in einem Hafen zu sein, um unsere Batterien zu laden und Frischwasser zu tanken. Ja, eine Dusche wäre auch nett gewesen, aber leider mussten wir mit dem Schlauch vom Steg vorlieb nehmen. Immerhin fließendes Süßwasser so viel wir wollten. Kurz nach der Ankunft beobachteten Jakob, Emily und Lilli einen Fischer, der gerade seinen Fang (einen Eimer voller roter Fische) auf den Steg brachte, woraufhin dieser uns kurzerhand 5 Prachtexemplare schenkte. Für Samstag hatten wir einen Termin mit Paola und ihrem Stiefvater von KeelCrap vereinbart, um einen Versuch zu starten mit einem speziellen Roboter unser mittlerweile komplett bewachsenes Unterwasserschiff zu reinigen und über das nette Hafenpersonal hatten wir einen Termin mit einem Bootselektriker vereinbart, da unsere Lichtmaschine bei Fahrt unter Motor lediglich unsere Starterbatterie, jedoch nicht unsere Servicebatterien geladen hatte (das heißt wir haben die letzten 12 Tage unsere Batterien lediglich mit Solar und Windenergie geladen und mussten ziemlich Stromsparen. Normalerweise werden die Sevicebatterien bei jeder Motorfahrt von der Lichtmaschine geladen. Somit hieß es für Samstag volles Programm und danach erst an den Strand. Die Lichtmaschine war schnell repariert, aber leider hatte Paola mit ihrem Roboter keinen Erfolg. Der Bewuchs am Unterwasserschiff war so fest, dass er nicht abzuschaben ging. Wir hatten alle die Vermutung dass das Antifouling, das auf den Rumpf aufgetragen wird um Bewuchs zu verhindern, in einem schlechten Zustand ist. Da der Bewuchs weiter zunehmen würde entschieden wir uns das Unterwasserschiff neu machen zu lassen und Paola und ihr Stiefvater war uns dabei eine wirklich sehr große Hilfe. Sie organisierten alles, so dass wir uns um nichts kümmern mußten. Am Sonntag verliess uns Oma um fünf Uhr in der Früh. Ein Taxi brachte sie nach Napoli zum Flughafen. Auch wir verliessen zunächst den Hafen und segelten bei herrlichem Wind in das zwei Seemeilen entfernte Cetara, wo wir vor Anker gingen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Oma Motte (Dienstag, 20 Juni 2017 14:53)

    ...........es war sooo schön mit euch. Hat richtig Spass gemacht und mir viel Freude geschenkt.

  • #2

    Angela Kropp (Donnerstag, 22 Juni 2017 12:47)

    Oh Mann! Das hört sich so gut an! Im Beiboot abschleppen hätte Ida sicherlich gefallen!!! Viel Spaß noch!