10. Ionische Inseln und Abschied von Italien

Von Salerno sind wir nach dem Abschied von Lillis Mutter nach Cetara gefahren, wo wir neben der Stadt ankerten. Nachdem sich alle Boote am Abend aus der Ankerbucht verabschiedet hatten, wurde es ruhig und idyllisch. Cetara sieht ein wenig aus wie Positano in klein nur mit viel viel weniger Touristenrummel. Am nächsten Tag fuhren wir morgens an den Strand und bemerkten dann einen Wassereinbruch im Dingi und zu allem Übel machte direkt bei der Hinfahrt unser Außenbordmotor schlapp. Nach 30 Sekunden einfach abgesoffen. Zwei neue Baustellen, aber daran dass es immer etwas zu reparieren gibt sind wir ja mittlerweile gewöhnt. Da die Wetterverhältnisse gut waren paddelten wir am Nachmittag in den nahegelegnen Hafen von Cetara, um uns die Stadt anzusehen und ein bisschen Obst und Gemüse zu kaufen - also eigentlich paddelten nur Oli und wir anderen versuchten im natürlich immer noch leckenden Dingi nicht nass zu werden. Zwei Tage lagen wir vor Anker, besuchten die Stadt und badeten viel im Meer, dann ging es am Dienstag den 06. Juni wieder früh morgens in den großen Hafen von Salerno. Wir waren mit Paola und ihrem Stiefvater Nino verabredet, die vor Ort alles für uns organisiert hatten. Wir fuhren bis zu einer kleinen Werft, deren Arbeiter auf die Alia kamen und uns zum Land brachten. Unser Boot wurde über ein im Wasser versenktes Gestell gesteuert, dass über Schienen aus dem Wasser gezogen wurde und dabei das Boot langsam aus dem Wasser hob. Das Unterwasserschiff sah wirklich schlimm aus, ein einziges Wasserpflanzenbiotop. Über eine Leiter konnten wir nochmals aufs Boot um unsere Sachen zu holen, dann verliessen wir die Werft und die Alia für die nächsten Tage. Paola und Nino brachten uns mit all unseren Taschen zu unserer Unterkunft in der Stadt. Wir bezogen für zwei Nächte eine Wohnung, die wir über Airbnb gebucht hatten. Sie lag im Herzen der Altstadt in einem uralten Mehrfamilienhaus aus dem 17. Jh. Von außen keine Augenweide und das verwinkelte Treppenhaus hat in den letzten Jahrzehnten ein paar nötige Renovierungen ausgelassen, aber die Wohnung war toll renoviert und schön eingerichtet. Das beste allerdings, es gab eine Waschmaschine und das war der Grund warum wir die Wohnung mit all unseren Klamotten bezogen. Zwischenzeitlich hatten wir die Wohnung in eine Trockenkammer verwandelt. 

Die Altstadt von Salerno gefiel uns sehr gut. Es gibt viele kleine Gässchen, Läden und schöne Häuser. Am Meer stehen prächtige große Stuck verzierte Häuser hinter einer breiten grünen Uferpromenade. Am ersten Abend fanden wir ein tolles Restaurant mit einem wunderschönen Innenhof und sehr leckerem italienischen Essen. Am nächsten Tag hieß es früh aufstehen, denn wir nahmen bereits um kurz vor 8 den Zug nach Pompeji. Die Zugfahrt wurde für die Kinder und vor allem für Jakob das wohl aufregendste des ganzen Tages. Wir fuhren mit einem sehr modernen Regionalzug und liefen auf der Suche nach zusammenhängenden Sitzplätzen einmal durch den ganzen Zug bis nach ganz vorne. Dort stand die Tür in die Fahrerkabine offen, so dass Jakob und Emily einen näheren Blick wagen konnten. Der Schaffner knüpfte sofort Kontakt mit unseren beiden Blondschöpfen und lud Jakob ein im Cockpit Platz zu nehmen. Eine halbe Ewigkeit durfte Jakob Lokomotivführer spielen und vor Tunneln und Eisenbahnübergängen die laute Signalhupe betätigen. Für ihn ein wahr gewordener Traum und das Highlight des Tages. Pünktlich zur Öffnung der Ausgrabungsstätten standen wir am Eingang, denn es sollte wieder ein heisser Tag werden. Fünf Stunden hielten die Kinder tapfer durch. Wir waren von der Größe der ausgegrabenen Stadt und von den teilweise gut erhaltenen Häusern überrascht und begeistert. Ab Mittag füllte sich die Stadt zunehmend mit großen Reisegruppen, aber da machten wir uns schon wieder ziemlich erschöpft auf den Rückweg nach Salerno.

Am nächsten Tag spazierten wir mit all unseren, jetzt mit frischer Wäsche gefüllten, Taschen zum Werftgelände und konnten den strahlend hellblauen Unterwasserrumpf von unserem Schiff bewundern. Bis Alia wieder im Wasser war verging dann aber doch noch einige Zeit, was dazu führte das wir unseren Plan direkt wieder in See zu stechen verwerfen mußten. Wir durften aber umsonst in der Marina an der Werft liegen bleiben und es gab noch eine nette Überraschung, denn Paola und ihr Stiefvater luden uns zum Abendessen zu sich nach hause ein. Nachdem Paola uns am Abend in der Stadt mit ihrem Auto abholte fuhren wir eine Dreiviertel Stunde zu ihrem Haus in der Nähe von xxx. Die ganze Familie inklusive der über 90 jährigen Oma hatten sich versammelt und Nino hatte das Feuer in seinem Pizzaofen angeheizt. Es wurde ein sehr netter Abend mit vielen leckeren Pizzen, die im Viertel Stunden Takt den Ofen verliessen. Emily und Jakob durften sogar ihre eigenen kleinen Pizzen mit Nino backen. Es wurde spät an diesem Abend, als Paola uns zusammen mit ihrem Freund zurück zum Boot brachte.

Am 09. Juni konnten wir endlich wieder in See stechen. Bei tollsten Segelbedingungen mit ordentlich Wind verließen wir den Hafen von Salerno und machten uns auf den Weg weiter nach Süden. Nachdem wir zwischenzeitlich motoren mussten kamen wir gegen Abend in unserer eigentlich geplanten Ankerbucht an. Diese entpuppte sich allerdings als recht hässlich und ausserdem ungeeignet zum ankern. Gleichzeitig frischte der Wind wieder auf und wir beschlossen genauso wie ein knapp vor uns fahrender anderer Segler erneut Segel zu setzen und Meilen zu sammeln. Bei tollen Segelbedingungen assen wir bei untergehender Sonne zu Abend.  Im Mondschein rundeten wir später die schroffen Felsen des Cap Palinuro und liessen den Anker in einer Bucht etwas weiter östlich fallen. Es ist wunderbar, wenn man morgens an einem neuen Ort aufwacht, aus der Luke schaut und sich erstmal orientieren kann wo man denn überhaupt angekommen ist. Kristallklares Wasser, eine wunderschöne Bucht mit mehreren Stränden und interessanten Felsklippen erwartete uns und wir sprangen erstmal ins Wasser. Da unser Dingi immer noch nicht einsatzbereit war und der Weg zum Strand zum Schwimmen zu weit war, beschlossen wir in die benachbarte Bucht direkt vor den Strand zu fahren um dort zu ankern. Emily wagte sich mit Schwimmflügeln und Taucherbrille auf ihr aufblasbares Krokodil und so schwammen wir alle gemeinsam an den Strand. Es gefiel uns so gut in der Bucht, dass wir beschlossen eine weitere Nacht zu bleiben.

Für den 11. Juni planten wir unsere Fahrt zu den liparischen Inseln. Auf dem Weg dorthin machten wir einen kleinen Zwischenstopp in der Marina Camerota, um uns mit Lebensmitteln und vor allem Wasser zu versorgen. Da wir erst gegen frühen Nachmittag losfahren wollten, hatten wir noch Zeit für einen kleinen Badestopp. Dafür fuhren wir von der Marina aus nur ein klein wenig weiter entlang der felsigen Küste nach Süden und fanden einen Ankerplatz in einer der schönsten Buchten in der wir bisher ankerten. Für eine Übernachtung wäre es uns wohl zu eng gewesen, aber zum Baden war es ideal. Von Felsen eingemauert ankerten wir in blauem Wasser vor einem schönen Strand und Lilli und Emily machten sich an die abschließende Reparatur des Dingis während Jakob und Oli schonmal ins Wasser sprangen. Emily war immer noch nicht so überzeugt von dem Schwimmen vom Boot aus, da das Wasser recht tief und die Leiter ins Wasser recht steil ist. Meistens beobachtet sie das Treiben von Deck aus und beschränkt sich auf das Baden am Strand. Nachdem wir uns alle abgekühlt hatten, machten wir uns unter Motor auf den Weg zu der Vulkaninsel Stromboli. Vor uns lagen xx Sm. Leider ließ uns der Wind weitestgehend im Stich. Die See war spiegelglatt und die Sonne brannte vom Himmel, als wir das italienische Festland verliessen und aufs offene Meer hinausfuhren. Nach dem Abendessen und einem wunderschönen Sonnenuntergang schauten wir gemeinsam den Film „Findet Nemo" und Emily schlief bereits dabei ein. Jakob hielt noch bis zum Ende des Films durch, ehe er sich in die Koje verkroch. Leider herrschte weiterhin entgegen der Vorhersage Windstille, so dass wir bis auf ein kleines Stück am Anfang einen Großteil der Strecke unter Motor zurücklegen mussten. Wir legten uns abwechselnd schlafen. Gegen halb vier wurde Jakob wach und kam gemeinsam mit Oli zu Lilli an Deck. Bei sternenklarer Nacht und Vollmond konnten wir genau in dem Moment ein paar Delfine beobachten, wie sie sich um den Bug unseres Bootes tummelten und uns eine Weile begleiteten. Ungefähr 15 Seemeilen vor Stromboli sahen wir am Horizont das erste mal den Ausbruch des Vulkans. Von da an zeigte sich alle 10-20 Minuten eine rötlich leuchtende sehr beeindruckende Fontäne. Die Insel Stromboli erreichten wir kurz nach Sonnenaufgang gegen morgen und ankerten zwischen einigen anderen Booten direkt vor der Stadt. Emily und Jakob waren mittlerweile auch wach und wir gingen direkt baden, bevor wir gemütlich frühstückten. Nachdem wir uns noch ein bisschen von der Nachtfahrt erholt hatten (immerhin waren wir 15 Stunden unterwegs) fuhren wir mit dem Dingi an den Strand und erkundeten ein bisschen die Insel. Da ein Aufstieg auf den 900m hohen Vulkan recht anstrengend und nur mit einem Guide meistens erst gegen Abend möglich war, entschieden wir uns dagegen. Von einem anderen Segler erfuhren wir, dass es ein großes Erlebnis ist, insbesondere im Moment, da der Vulkan sehr aktiv ist. Am 13. Juni segelten wir morgens einmal an der Feuerrutsche vorbei, wo heiße Lavabrocken bis zum Meer die steile Bergwand hinunterrollen. Dann ging es weiter zur Insel Panarea, wo wir in einer kleinen Bucht einen schönen Ankerplatz fanden. Wir hatten zwar nicht viel Wind, segelten aber trotzdem gemütlich die gesamte Strecke. 

In Panarea wollte Jakob zu unseren Nachbarn, einem österreichischem Katamaran schwimmen, um Hallo zu sagen. Gesagt wie getan, Emily auf dem Krokodil und wir anderen schwimmend machten uns auf den Weg zur „Anna Lena“. Wir wurden von der Männercrew auf ein paar Bier und Orangensaft eingeladen und tauschten Reviertips aus. Dann machten wir uns wieder auf den Weg zu unsere Alia. Leider hatte Jakob eine unangenehme Begegnung mit einer Feuerqualle, die ihn an seinem Oberschenkel ordentlich verbrannte. Nach 3 Monaten unterwegs der erste schmerzhafte Kontakt mit einem Meerestier. Die unendlich vielen Mückenstiche nicht mitgezählt - sind ja auch keine Meerestiere. Etwas traumatisiert und verängstigt gingen wir am nächsten Tag nur nach diversen Sichtkontrollen mit Taucherbrille und vom Boot aus ins Wasser. Leider konnten wir nicht verhindern, dass Lilli und auch Jakob ein weiteres Mal von einer wirklich fiesen Qualle erwischt wurden. Lilli hatte eine schlimme Verbrennung am Oberarm und Jakob wurde gerade noch an der Ferse erwischt bevor er sich aufs Boot retten konnte. Von da an war das Schwimmen im Meer stark eingeschränkt, da wir keine Lust auf weitere Begegnung mit den Quallen hatten. Wir bargen den Anker, setzten bei Schwachwind unseren Blister und segelten nach Lipari. Da wir dort keinen Schönen Ankerplatz ausmachen konnten und der Wind günstig war, segelten wir weiter in eine wunderschöne Ankerbucht bei der Insel Vulcano. Gut geschützt vor einem schwarzen Sandstrand ankerten wir quasi direkt neben der französischen MOXY, die wir bereits in Ajaccio-Korsika als Stegnachbar hatten. Wir freuten uns sehr Vanessa, Christian und ihre Tochter Charlotte nach so langer Zeit wieder zu treffen und machten gemeinsam einen Dingiausflug zum Strand. Leider mussten wir feststellen, dass sich in der gesamten Bucht nicht nur sehr viele Touristen, sondern mindestens genauso viele Feuerquallen tummelten, so dass wir das Baden vom Boot aus stark reduzierten und einige Male mit dem Dingi an den Strand fuhren um dort kontrollierter zu schwimmen. am 14. Juni machten wir vormittags eine Wanderung auf den noch aktiven Vulkan im Zentrum der Insel. Es war sehr spannend am Kraterrand entlang zu laufen und die heißen Schwefelschlote zu sehen und zu riechen. Zudem hatten wir einen wunderschönen Blick über die liparischen Inseln und auf unsere malerische Ankerbucht. Wir blieben insgesamt vier Nächte in der Ankerbucht, um auf den geeigneten Wind zur Weiterfahrt zu warten und verbrachten die meiste Zeit am wunderschönen Strand. Oli backte einen Kuchen, wir gingen Pizza essen und genossen den einzigartigen Sonnenuntergang in unserer Bucht.

Für die Durchfahrt der Straße von Messina, die so ihre Tücken haben kann hatten wir alles genau geplant, aber wie schon so häufig mußten wir feststellen, dass in dieser Region die Windvorhersagemodelle sehr schlecht funktionieren. Wir verliessen früh morgens vor allen anderen Booten die Ankerbucht, umrundeten die Nordseite der Insel Vulkane und setzten Kurs auf die Straße von Messina, die Sizilien vom Festland Italiens trennt. Da in dieser Durchfahrt teilweise starke Strömungen und schlagartig starke Winde auftreten können waren wir sehr gespannt was uns erwarten würde. Der angekündigte Wind blieb mal wieder aus. Zudem erreichten wir die nördliche Einfahrt in die Straße ca. eine Stunde vor errechneter Umkehr der Tidenströmung. Der Wind frischte ordentlich auf, als wir in die im oberen Teil 1,5 Seemeilen breite Straße einfuhren, aber es klappte alles so problemlos, dass wir die Genua ausrollen konnten um den Wind zu nutzen. Durch die Strasse kreuzen interessante Fischerboote mit einem riesigen Mast, in dessen Korb ein paar Mann stehen, Ausguck halten und das Boot steuern. Unvermittelt ändern sie ihren Kurs und rasen mit voller Fahrt durchs Wasser um einen gesichteten Schwertfisch zu fangen. Das erledigt ein Mann mit einer Harpune auf einem ganz langen Ausleger am Bug des Schiffes. Nach ein paar Seemeilen öffnet sich die Straße von Messina ungefähr bei der Stadt Messina in Richtung Süden. An ein paar Stellen schien das Wasser zu kochen. Dieses Phänomen entsteht bei der Vermischung von Wasser des ionischen Meeres im Norden mit Wasser des thyrennischen Meeres im Süden, die unterschiesdliche Salzkonzentrationen enthalten. Wir mußten an ein paar Stellen gegen einen ca. 2 Knoten starken Gezeitenstrom anmotoren, aber im Großen und Ganzen war die Durchfahrt unproblematisch. Für die nächsten zwei Nächte steuerten wir unser Schiff in den kleinen Hafen von Reggio di Calabria. Nach den ruhigen Tagen an den liparischen Inseln erwartete uns hier wieder südländischer Trubel. Wir flanierten entlang der breiten, schön angelegten Uferpromenade und legten uns dort an den Strand. Von hier hat man einen tollen Blick bis hinüber nach Messina im Norden und bei klarem Wetter kann man den aktuell rauchenden Etna im Süden sehen. Wir nutzten die Gelegenheit aus mal wieder in der Nähe eines großen Supermarktes zu sein und füllten unsere bedrohlich geschrumpften Essensvorräte auf. Abends, wenn die Kinder im Bett waren schrubbten Lilli und ich an zwei Nächte das Teakdeck. Eine miese Arbeit, die sich aber bezahlt gemacht hat, denn so schön wie aktuell sah das Deck noch nie aus.

Am 20. Juni verliesen wir gegen Mittag den Hafen von Reggio di Calabria. An der Stiefelsohle auf dem Weg von Italien nach Griechenland gibt es nur sehr wenige Häfen, die alle recht weit auseinander liegen und keine guten Ankerplätze, so dass wir lange Segeltage vor uns hatten. Wir konnten direkt Segel setzen und unseren Kurs Richtung Rocella Ionica legen, rund 60 Seemeilen entfernt. Nach einem tollen Start unter Segel schlief der Wind im Verlauf ein, so dass wir Rosella Ionica erst gegen vier Uhr erreichten. Nachdem wir ausgeschlafen hatten, geduscht hatten und einige Scrubbas (unsere super Handwaschmaschine) an Wäsche gewaschen hatten, fuhren wir gegen Mittag schon wieder weiter. Der Plan war nach Cortone, etwas weiter entlang der Stiefelsohle nach Nord-Osten zu fahren. Wir konnten bei wenig Wind einen Teil mit unserem Blister segeln und mussten gegen Abend unseren Motor anstellen. Da wir erneut eine Nachtfahrt vor uns hatten, legte sich Oli als erstes schlafen und Lilli übernahm die erste Wache. Gegen xx Uhr wachte  Oli auf, weil es deutlich schaukeliger geworden war. Es war etwas Wind aufgekommen und wir bereiteten alles vor um die Segel zu setzen. Innerhalb von wenigen Minuten wurde es jedoch richtig ungemütlich. Der Wind frischte plötzlich auf bis zu 20 Knoten auf und große Wellen von quer ab warfen das Boot in der Dunkelheit hin und her. Ein paar Sachen flogen herum und es dauerte ein wenig bis wir uns wieder gesammelt und alles gesichert hatten. Den Kurs beizubehalten wäre sehr ungemütlich geworden, daher setzten wir das Vorsegel gerefft und liessen uns vor Wind und Welle von der Küste hinaus aufs Meer wehen. Auf diesem Kurs war es deutlich angenehmer, auch wenn immer wieder große Wellen das Schiff ins schlingern brachten. Die Kinder, die im Cockpit eingeschlafen waren, wurden natürlich auch wieder wach und beobachteten genauso aufgeregt wie wir den Wetterumschwung. Die Kinder schliefen irgendwann wieder ein und wir blieben gemeinsam wach. Während wir durch die Nacht segelten hörten wir über unser Funkgerät einen anderen Segler, der versuchte ein Fischerboot anzufunken, da er sich in seinem großen Netz verfangen hatte und Manövrierunfähig war. Nach einigen Funksprüchen erkannten wir, dass es sich um Christian und Freda von der Hallberg Rassy Tomboy aus England handelte, welche wir einige Zeit zuvor in Calvi kennengelernt hatten. Wir befanden uns ca. 50 Seemeilen entfernt, so dass wir leider keine Hilfe leisten konnten. Im Gegensatz zu uns befanden sie sich in absoluter Flaute. Nach einiger Zeit und einigen frustrierenden Kontakten mit italienischen Funkstationen, gelang es Christian zum Glück sich selbst aus dem Netz zu befreien, so dass er seine Strecke nach Santa Maria di Leuca fortsetzen konnte. Wir funkten ihn an und verabredeten uns mit ihm da wir in die selbe Richtung unterwegs waren. Nach drei Stunden schlief der Wind genauso schnell wieder ein wie er gekommen war. Zunächst bestand noch recht hoher Wellengang, aber schon bald fuhren wir wieder durch glattes Wasser. Lilli und die Kinder legten sich nochmal in die Kojen, während Oli klar Schiff machte und  das Schiff in einen wunderschönen Sonnenaufgang steuerte. Das neue Ziel hiess nun Santa Maria di Leuca am Stiefelabsatz von Italien. Am Morgen kam wieder etwas Wind auf, so dass wir zumindest die Genua wieder ausrollen konnten. Um den Wind zu nutzen mußten wir allerdings den Kurs ändern, der uns nun direkt Richtung Corfu führte. Warum also nicht direkt nach Corfu fahren dachten wir uns, auch wenn das bedeutete eine weitere Nacht auf dem Meer zu verbringen. Oli legte sich ein paar Stunden schlafen, während Lilli die Kinder unterhielt und mit ihnen aus Knete einen Jachthafen baute. Der weitere Tag auf See verlief entspannt. Wir hatten leichten Wind und kaum Welle, so dass wir uns gut um die Kinder kümmern konnten. Leider reichte der Wind aber auch nur zur Unterstützung der Motorfahrt, so dass wir bis zum Abend den Motor laufen lassen mußten. Auf dem offenen Meer machten wir ein paar erstaunliche Begegnungen. Erst sichteten wir einen Riesen aufblasbaren Delfin, den wir an Bord holten und nur kurze Zeit später fischten wir eine tolle Luftmatratze aus dem Wasser. Als es dunkel wurde schauten wir im Open Air Kino im Cockpit „ Ich einfach unverbesserlich“. In der Nacht frischte der Wind dann doch nochmal auf 3 Bft auf, so dass wir endlich den Motor abstellen konnten und die letzten Stunden bis Corfu segelten. Für die knapp 200 Seemeilen brauchten wir ungefähr 38 Stunden und erreichten gegen 4 Uhr am 22. Juni die griechische Insel Corfu (ab hier 1 Stunde Zeitumstellung). Erschöpft liessen wir den Anker in der Bucht Agios Georgios im Nord-Westen der Insel fallen.

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