11. Korfu

Am 23.06. erwachten wir in der großen kreisrunden Bucht von Agios Georgios, umgeben von Kristallklarem Wasser. Nach einem morgendlichen Bad lichteten wir den Anker und umrundeten die Nordseite der Insel. Wir steuerten die Ostseite Korfus herunter und ankerten in einer großen Bucht südlich des alten Kastell vor Korfu Stadt. Schon als wir am Morgen den Motor starteten sprang er nur ziemlich schleppend an und ein weiterer Versuch nach dem Ankermanöver zeigte dass irgendein Problem vorliegen muss, denn nur mit ach und Krach bekamen wir ihn zum Laufen. Der Anlasser schien nicht genügend Spannung zu haben, und das obwohl wir mehrere Stunden unter Motor gefahren waren die Starterbatterie also voll aufgeladen hätte sein müssen. Als wir in die Bilge, den tiefsten Punkt des Bootes wo sich Wasser sammelt, schauten kam die nächste Überraschung. Die Bilge stand bis oben voll mit Wasser. Wir haben eine automatischer Pumpe, die nicht zu funktionieren schien. Wir freuten uns, dass es auch noch eine manuelle Pumpe auf der Alia gibt, aber als wir diese betätigten, um das Wasser herauszupumpen stellten wir fest, dass der Schlauch gebrochen war, also nur Luft pumpte und sich der Wasserpegel in der Bilge keinen Millimeter verringerte. Unsere Stimmung, die gerade noch nach der tollen Überfahrt von Italien nach Griechenland Himmel hoch jauchzend war, lag nun danieder, aber damit noch nicht genug, denn auch die elektrische Süßwasserpumpe streikte schon seid ein paar Tagen. Das bedeutet, dass wir nur am Spülbecken mit der Hand Süßwasser pumpen können.  Wir entschieden uns am nächsten Tag in die Gouvia Marina von Corfu zu fahren und beteten dass der Motor noch einmal anspringen würde. Das tat er dann zum Glück am nächsten Morgen nochmal. Die Gouvia Marina ist ein riesiger Marinakomplex mit hunderten Booten aller Größen und liegt ca. sieben Kilometer nördlich der Stadt Korfu. Hier hofften wir die nötigen Bootsreparaturen machen zu können. Außerdem mußten wir noch in Griechenland einklarieren. Das bedeutet das man sein Boot quasi anmeldet, wenn man aus einem anderen Land in griechisches Hoheitsgewässer fährt. Man entrichtet 50€ Steuern, was wir problemlos beim Hafenbüro machen konnten. Danach muß man zur Port Authority und das DEKPA erstehen. Hier kommt man sich wie ein Bittsteller vor und ist kurz davor sich zu entschuldigen dass man nach Griechenland gekommen ist, denn die Beamten sind von einer ausgesprochenen Höflichkeit, die nach dem Ausfüllen mehrerer Dokumente und der Entrichtung von 25€ darin gipfelt dass man aus dem Büro entlassen wird ohne das es zum Austausch eines netten Wortes kam. Ähnliches hatten uns auch andere Segler berichtet. Da es Samstag war konnten wir zwar einen Kontakt zu einem Motormechaniker herstellen, dieser versprach aber leider erst am Montag nach unseren Problemen zu schauen. Bei glühender Hitze, denn in der Marina wehte kaum ein Lufthauch, machte sich Oli daran nach den übrigen Problemen zu schauen. Zum Glück hatte die sehr schicke, wenn auch teure Marina einen großen Pool zu bieten, wo Lilli mit den Kindern die Zeit ganz gut totschlagen konnte und Jakob sich weiter im Schwimmen übte. Oli entdeckte vermoderte Kabel an der Frischwasserpumpe, doch auch nach kompletter Erneuerung der Anschlüsse tat sich nichts. Erst eine ganze Zeit später kamen wir auf die Idee auch noch nach der Sicherung zu schauen und als wir diese ersetzt hatten, lief auch die Pumpe wieder. Mit der Bilgenpumpe gestaltete es sich etwas komplizierter. Zunächst stellte Oli fest, dass das Kabel am Schwimmschalter verrottet war. Da man es nicht neu anschliessen kann, kauften wir am Montag einen neuen Schalter, aber noch immer tat sich nichts. Wir vermuteten die Pumpe selbst könnte auch kaputt sein.  Ein paar Tage später stellten wir mit einem befreundeten Segler fest dass die Spannung an der Pumpe nicht ausreichte. Grund auch hier vergammelte Kabelverbindungen. Nachdem wir diese erneuert hatten lief auch die Bilgenpumpe wieder problemlos. Die fehlende Spannung in der Motorbatterie rührte wie schon bei der Verbraucherbatterie in einer nicht ladenden Lichtmaschine. Sie wurde am Montag aus und am Dienstag nach Erneuerung von ein paar Teilen wieder eingebaut. Insgesamt also alles keine teuren Defekte, aber zeitaufwendige Reparaturen, die uns drei Tage bis zum Dienstag an die Marina banden. Als alle Reparaturen erledigt waren und diese auch noch recht günstig waren, war auch unsere Stimmung wieder bestens, zumal wir in der Marina eine super nette deutsche Familie mit zwei Kindern kennenlernten, die in Südafrika lebt, aber auch viel Zeit auf ihrem Segelboot ELBA verbringt, dessen Heimathafen die Gouvia Marina ist. Wir verbrachten viel Zeit mit Claudia, Jupp und ihren Kindern Bona und Bo. An einem Morgen joggte Oli in die Stadt und kam ziemlich geschockt zurück. Nicht nur dass die Gegend ziemlich ärmlich und heruntergekommen wirkte, an der Straße türmten sich alle hundert Meter mannshohe stinkende Müllberge. Wie wir später erfuhren streikte wie in ganz Griechenland auch auf Korfu die Müllabfuhr. An einem Tag fuhren wir mit dem Bus in die Altstadt von Korfu, wo man zum Glück von dem Streik nichts mitbekam. Die kleinen Gässchen sind fein herausgeputzt für den Touristenansturm.

Auf jeden Fall waren wir froh, als wir am 27.06. nach drei Nächten die Marina wieder verlassen konnten. Wir segelten ein kleines Stück ans Festland an die Grenze zwischen Albanien und Griechenland. Hier fuhren wir in einen kleinen, engen, grünen Fjord, wo wir nur mit einem weiteren Segler ganz einsam und ruhig lagen. Einziger Nachteil der Idylle war, dass wir bei unserem Abendessen von einer Schar Wespen überrascht wurden, weshalb wir bei gefühlt 40 Grad im Salon mit geschlossenen Schotten essen mussten. Am nächsten Morgen verliessen wir daher vor dem Frühstück den Fjord und ankerten eine Seemeile weiter vor der Küste zum frühstücken. Danach segelten wir wieder zurück zur Insel Korfu und weiter in den Süden zur Küste von Korfu in die Bucht von Petriti. Schon von Weitem konnten wir eine andere Hallberg-Rassy ausmachen und etwas näher erkannten wir die „Tomboy“ mit den Briten die wir erstmals in Calvi getroffen hatten, deren Verstrickung im Fischernetz wir am Funk live bei der Überfahrt nach Korfu mitbekommen hatten und die wir ein paar Tage zuvor an der Gouvia Marina für ein paar Minuten getroffen hatten. Wir ankerten direkt neben ihnen und wurden direkt an Bord eingeladen. Es wurde ein netter Nachmittag, für Lilli und Oli weil sie sich freuten mit den beiden netten Briten zu quatschen und für die Kinder weil sie „Madagaskar“ auf dem Fernseher der beiden sehen durften. Chris ist ein wandelndes Lexikon für unsere Hallberg Rassy und wir lernten wieder einiges.

Der nächste Tag sollte ein herrlicher Segeltag werden. Nach einem kurzen Ausflug zum Strand setzten wir nach Verlassen der Bucht Segel. Auf dem Weg Richtung Osten frischte der Wind in Höhe Lefkimi auf 20 Knoten auf. Mit ordentlich Krängung kreuzten wir gegen den Wind Richtung Süden. Wir kämpften uns bis in die Bucht von Mourtos. Kurz vor dem Bergen der Segel drückten Böen bis 26 Knoten das Boot ordentlich auf die Seite. Oli war in seinem Element, während der Rest der Crew am Ende froh war, dass die Segel geborgen waren. In Mourtos lagen wir herrlich zwischen grünen Hügeln der vorgelagerten Inselchen. Unsere südafrikanischen Freunde waren inzwischen in Paxos, aber leider war die Windvorhersage ungünstig und wir machten uns am nächsten Tag wieder auf den Rückweg nach Corfu City. Leider hatten wir im Gegensatz zum Vortag keinen Wind und mussten die ganze Strecke motoren. Ein paar Tage blieben noch bis zur Ankunft von Freunden. Für die nächsten Tage war wieder viel Wind aus Nord-West vorhergesagt. Wir suchten an der Nord-Ost Küste von Corfu in der Bucht von Kalami Schutz. Idyllisch liegt die Bucht vor grünen Hängen mit einem tollen weissen Steinstrand und einigen Tavernen. Wir freuten uns riesig als sich am Nachmittag die Freunde aus Südafrika ankündigten. Sie mussten ihren Törnplan mit ihrem Besuch (ebenfalls mit zwei Kindern) ändern, weil sie auch Motorprobleme hatten. Am späten Nachmittag kreuzten sie in der Bucht auf und legten sich am Päckchen an uns. Den ganzen nächsten Tag blieben wir in der Bucht und genossen das Wasser ausgiebig. Jakob und Emily freuten sich über die neuen Spielgefährten. Am Abend frischte der Wind kräftig auf und stand ablandig. Die einlaufenden Jachten hatten es sehr schwer zu ankern und brauchten etliche Versuche. Als wir in großer Runde in der Taverne saßen und gerade bestellt hatten, sahen wir unsere im Päckchen liegenden Jachten auf Drift Richtung Albanien gehen. Gerade hatten wir noch amüsiert zugesehen wie die anderen Crews sich abmühten, jetzt rannten Jupp und Oli zum Dingi und fingen unsere Boote wieder ein. Nach einem tollen Abendessen, sassen Lilli und Oli noch an Deck während die anderen sich schlafen gelegt hatten, als sich eine kleine Jacht von einer belgischen Familie mit drei Kindern langsam aus der Bucht bewegte. Es dauerte eine ganze Zeit, wir hatten das Dingi schon fertig gemacht, als die beiden Eltern in Panik in ihrem Dingi hinter ihrem Boot her ruderten. Ihr Dingi hatte keinen Außenborder und so kamen sie nur quälend langsam voran. Jupp nahm sie mit seinem Dingi in Schlepp und so konnten sie bald wieder auf ihr Boot, das mittlerweile die Buch schon verlassen hatte. Nach diesen Ereignissen entschlossen wir uns dann doch Ankerwache zu halten. Zum Glück blieb die weitere Nacht ereignislos, obwohl ein, zwei Jachten neu ankern mussten. 

Am nächsten Tag ging es zurück Richtung Gouvia Marina. Wir ankerten vor der Marina, während unsere Freunde zur Reparatur in die Marina fuhren. Bei unserem Boot gab es auch schon wieder etwas zu tuen. Der Gasanschluss, der schrecklich dilettantisch im Frühjahr erneuert wurde leckte und wir konnten nicht mehr kochen. Beim Schiffsausrüster waren die Ersatzteile zum Glück schnell besorgt und das Problem behoben. Zwei Nächte blieben wir mit vielen anderen Booten in der sehr schönen Bucht und sahen den ein- und auslaufenden Jachten des Rolex Maxi Segelcups zu, dann hiess es für uns Anker lichten und wieder ein paar Meilen zurück nach Korfu City, denn unsere Freunde aus Marburg landeten am Abend. Diesmal ankerten wir im Old, oder sogenannten stinky Harbour. Wir brachten das Boot auf Vordermann, machten Großeinkauf und dann spazieren wir zum Flughafen.

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