14. Umrundung der Peloponnes

In Patras blieben wir 4 Nächte. Nicht nur das Boot musste mal wieder grundgereinigt werden. Es gab auch wieder ein paar kleinere Reparaturen zu erledigen. Unter anderem musste das Dingi wieder geklebt werden, dass sich in der Hitze von Griechenland langsam aber sicher auflöst. Dabei unterlief uns ein folgenschwerer Fehler. Gut aufgepumpt legten wir das Dingi auf den Steg um es zu kleben. Als wir vom Einkaufen zurückkamen bot das Dingi jedoch einen traurigen Anblick, denn in der Hitze war eine Naht der Luftkammer geplatzt und es lag ziemlich schlapp auf dem Steg. Zum Glück fanden wir einen guten Schiffsausrüster, wo wir diesmal gleich eine extra große Dose Kleber kauften und am Abend eine ganze Menge davon auf das Dingi pinselten. Mittlerweile hatten wir unser Dingi rundum geklebt und wir hoffen es irgendwie noch über die Zeit zu retten. Wir machten mal wieder einen Großeinkauf und Lilli kaufte die entscheidenden Ersatzteile für die Bordtoilette, die nun endlich und erstmals seit wir das Boot besitzen richtig gut funktioniert.

Endlich zurück auf dem Wasser 

Am 31. Juli legten wir endlich wieder ab. Nach dem Frühstück ging es raus in den Golf von Patras. Wir hatten bestes Segelwetter mit achterlichem Wind bis 17 Knoten, allerdings auch eine ordentliche Welle. Mit über sechs Knoten rauschten wir nach Westen, dem Ausgang des Golf entgegen. Entgegen der Vorhersage liess der Wind leider auf der Überfahrt nach Kefalonia deutlich nach, so dass nach einiger Zeit der Motor brummte. Da das Meer sich auch beruhigte wurde es eine recht entspannte Überfahrt. Die Süd-Ost Spitze der Insel erreichten wir am Abend mit erneut aufkommendem Wind. Wir ankerten vor dem Strand vor Kefalonias Südosten, an dem wir mit Hans, Amelie und Lea bereits geankert hatten. Die Zeit reichte für nicht viel mehr als einmal noch ins Meer zu springen. Der Wind sorgte für ordentlich Wellengang und ohne Schutz vor den Wellen wurde es eine eher unruhige und schaukelige Nacht. 

Am nächsten Tag kam bereits morgens Wind auf, so dass wir zügig von der Insel Kefalonia zu unserem nächsten Ziel Zakynthos aufbrachen. Es wurde ein wunderschöner Segeltag mit achterlichem Wind um die Nordspitze von Zakynthos nach Westen. Die Westseite der Insel ist vom Wasser aus wunderschön anzusehen. Sie ist geprägt durch weiße schroffe nach oben steil empor ragende Felsen, die im türkis-blauen Wasser enden. Teilweise spiegelte sich die Farbe des Wassers als wunderschönes Lichterspiel in den Felsen. Wir fuhren an einigen kleinen Sandbuchten vorbei, ehe wir die berühmte Ship Wreck Bay (oder auch Navagio Bay) erreichten. In dieser einzigen größeren Bucht der Westseite, die ca. 200 Meter breit ist liegt auf feinkörnigem weißen Kieselstrand umschlossen von hoch aufragenden Felsen ein angeschwemmtes großes Schiffswrack, das dort langsam vor sich hin rostet. Die Bucht mit dem 1980 gesunkenen Schmugglerschiff gehört zu den meist fotografierten Motiven Griechenlands und da sie nur vom Wasser zugänglich ist war dementsprechend viel Bootstourismus unterwegs. Ein riesengroßes Ausflugsboot nach dem anderen fuhr in die Bucht und hupte dreimal, bevor es rückwärts am Strand anlegte und eine Horde Touristen auslud. Es war ein fürchterlicher Lärm und ein schrecklicher Wellengang, der uns vor Anker liegend ordentlich durchschaukelte und jegliche Idylle und Romantik vertrieb. Erst gegen Nachmittag wurde es endlich ruhiger. Wir ankerten nochmal näher vor dem Strand und setzten mit dem Dingi über. Mittlerweile waren wir nur noch mit ein paar anderen Segelbooten in der Bucht, so dass wir die einzigartige Bucht genießen konnten. Es war im Vergleich zum Trubel am Mittag richtig ruhig geworden. Wir kletterten über das Wrack, machten natürlich ganz viele Fotos und planschten im Meer. Dann ruderten wir zurück und verliessen die Bucht mit der Hoffnung eine ruhigere Ankerbucht für die Nacht zu finden, da wir keine Lust auf eine weitere Schaukelnacht hatten. Vor der Küste war das Wasser wieder deutlich ruhiger. Wir motorten nur ein paar Seemeilen weiter nach Süden zwischen ein paar vorgelagerten Felsen hindurch in die Bucht von Vromi, einem kleinem Fjord mit einigen Anlegern hauptsächlich für die Touristenboote. Netterweise durften wir an einer Boje festmachen, denn die Ankerplätze waren bereits alle belegt. An einer kleinen Imbissbude am Land bekamen wir sogar noch etwas Souvlaki, Greek Salat und Pommes zu essen. Nach der letzten unruhigen Nacht genossen wir die Ruhe in dem geschützten Fjord.

Nach dem Frühstück unternahmen wir am nächsten Tag erstmal einen Schnorchelausflug. Das Wasser war so klar, dass wir trotz knapp 10 Meter Tiefe problemlos bis auf den Grund schauen konnten. Wir begegneten einer wunderschönen großen Hallberg Rassy, die wir vor langer Zeit in Korfu schonmal getroffen hatten. So geht es uns immer wieder und wir treffen oder sehen Boote immer wieder an den unterschiedlichsten Orten. Die Welt oder besser das Mittelmeer ist doch gar nicht so groß. 

Blister - Lilli´s Lieblingssegel (in 8 Minuten Segel gesetzt - yeah wir werden immer besser)

Dann nutzten wir den aufkommenden Wind setzten den Blister und segelten die Küste weiter nach Süden. Mit uns fuhren ein paar andere Segelboote und wenigstens im Kopf segelten wir eine kleine Regatta. Die anderen Boote waren mit Großsegel und Genua nicht so viel schneller als wir und am Ende konnten wir noch mal ordentlich aufholen. Nach Rundung der süd-westlichen Spitze fuhren wir in die weite Bucht von Laganas. Wir ankerten vor der Ortschaft Keri und dem Strand im Westen der Bucht. Der restliche Teil der Bucht darf nicht befahren werden, weil der Strand ein wichtiges Brutgebiet für die großen Meeresschildkröten ist. Bei dem Betrieb in der Bucht konnten wir uns jedoch nicht vorstellen dass sich irgendeine Schildkröte hierher verirren würde es sei denn sie ist lebensmüde. Nach der Ankunft fuhren wir direkt mit dem Dingi zum Strand. Da der Strand recht voll war, nahmen wir unseren kleinen Dingianker mit, so dass wir unser Beiboot ca. 100m vor dem Strand parken konnten. Jakob, der zwar mittlerweile eigentlich schwimmen konnte aber trotzdem immer gerne seine Schloris an hatte sprang ohne nix vom Dingi ins Wasser - wie er so schön sagt und machte sich schwimmenderweise auf den Weg zum Strand. Olis Zurufen, dass er ja gar keine Schloris an habe winkte er nur ab. Jetzt kann er es wirklich!

Der Strand war wirklich schön, neben einigen kleinen und größeren Steinen gab es Bereiche mit allerschönstem „Bausand“. Der Strand war, wie häufig in Griechenland mit einigen kleinen Bäumchen (Tamarinden) und Sträuchern bewachsen, so dass man sich gemütlich in den Schatten legen konnte, wenn es einem in der Sonne zu warm wurde. Mit dem Schnorchel und der Taucherbrille machten sich Oli und die Kinder auf Erkundungstour und brachten kurze Zeit später im Eimer einen kleinen Seestern mit. Wir beobachteten diesen kleinen Akrobat einige Zeit bevor wir ihn wieder aussetzten.  Neben dem Seestern konnten wir bunte Fische und kleine Schollen bewundern. Vor allem Emily ist immer sehr begeistert von der Unterwasserwelt und bewegt sich mittlerweile wie selbstverständlich im Wasser, egal wie tief es ist oder was sich unter ihr befindet. Auch den nächsten Vormittag verbrachten wir am Strand und fuhren erst zum Mittagessen aus der Bucht ans Festland nach Katakolon.

Besichtigung des antiken Olympia 

Leider stimmte wie so oft die Windvorhersage nichts mit dem eigentlich Wind überein und wir hatten bis auf ein paar Meilen am Ende gar keinen Wind. Erst kurz vor dem Festland, als es sich Oli sich mit den Kindern auf dem Vorschiff zum Geschichtenerzähler gemütlich gemacht hatte konnte Lilli die Segel setzen und den Motor endlich ausschalten. Bei der Einfahrt in den Hafen hatten wir dann so viel Wind, dass das Anlegen eine gut zu meisternde Herausforderung wurde. Es waren fast alle Liegeplätze belegt und wir waren froh zwischen zwei Segelbooten einen kleinen freien Platz zu sehen. Nachdem sich über Funk keiner gemeldet hatte, entschieden wir mit Heckanker und Bug voraus anzulegen, da es bei den Windverhältnissen einfacher war. Es war das erste mal dass wir unseren Heckanker (einen Plattenanker) auswarfen und perfekt auf die Lücke zusteuerten. Auf Zurufen der an Land befindlichen Personen erfuhren wir, dass der Liegeplatz reserviert war und wir seitwärts an einer anderen Stelle im Hafen anlegen sollten. Nun war unser Anker und knapp 20 Meter Leine bereits ausgelegt und Lilli musste per Hand die Leine und am Ende den Anker wieder an Bord ziehen. Eine gute Übung, denn nun wissen wir, dass wir auch mit Heckanker problemlos anlegen könnten. Das seitliche Anlegen klappte ohne Probleme und von unserem sicheren Liegeplatz aus konnten wir eine große "Hanse" Segelyacht aus Spanien - LAINOA beobachten die in der Mitte des Hafenbeckens auf Grund festhing. Es dauerte eine ganze Weile, bis ein großes Motorschleppboot zu Hilfe kam und das Boot befreite. Der kleine Hafenort Katakolon lebt eigentlich nur von der Nähe zu der antiken Stätte Olympia, die knapp 50 km entfernt liegt. Teilweise legen am Tag drei Kreuzfahrtschiffe im Hafen an, bei uns war es zum Glück nur eines. Wir liehen uns einen Wagen und düsten recht früh am nächsten Morgen los. Um ehrlich zu sein begeisterten uns die Ruinen von Olympia nicht besonders, es war allerdings auch glühend heiß als wir über das Gelände schlenderten. Auf dem Rückweg zum Hafen nutzten werden Stauraum des Wagens komplett aus und verproviantierten uns in einem großen Supermarkt.

Umrundung der Peloponnes

Die Umrundung der Peloponnes, die im Prinzip eine riesige Halbinsel mit fingerartigen Ausläufern im Süden ist, war eine sehr gute Entscheidung. Die einzelnen „Finger“ sind jeder für sich sehr unterschiedlich und einzigartig. Mal grün bewachsen bis an die Küste, mal mit kargen Bergen, sehr trocken und schroff. Mal dichter besiedelt mit vielen Menschen und an einem anderen Ort einsam mit kaum einem Haus. Allen Orten gemein ist, dass es sehr entspannt zugeht und die Menschen sehr freundlich sind. Die Anzahl an Segelbooten, insbesondere im Vergleich zum ionischen Meer nahm stark ab und Charterboote sahen wir nur noch ganz vereinzelt. Nach ein paar Tagen kennt man die meisten Boote um einen herum, die mit einem in gleicher Richtung ziehen. So auch die spanische LAINOA, die wir in Katakolon getroffen haben. Das macht das Segeln noch familiärer und es ist immer wieder schön ein Boot wieder zu treffen. 

Erster Stop nach Katakolon war Kiparissia, ein etwas größeres Städtchen an einem grünen Berghang. Denn dieses Gebiet der Peloponnes ist grün und fruchtbar. Überall wird Obst und Gemüse angebaut und an der Küste stehen viele Gewächshäuser. Der Hafen war unverständlicherweise umsonst, es gab aber auch keinerlei Service. Neben ein paar Hotels und Tavernen gab es vor allem ein Hotel direkt am Hafen mit einem entscheidenden Vorteil für Boaties. Wenn man etwas in der Poolbar trank, durfte man den Pool auf der Terrasse benutzen. Bei der vorherrschenden Hitze genau das was wir brauchten und so blieben wir den gesamten Nachmittag am Pool liegen. Dort lernten Jakob und Emily die beiden Kinder Felipe und Zoé kennen. Zwei Kinder aus Argentinien, die mit 12 und 9 Jahren zwar deutlich älter waren, sich aber blendend mit unseren Kindern verstanden. Später trafen wir im Hafen auch ihre Eltern, Manuela die Argentinierin und Andrea, den Italiener. Die Familie segelt bereits seid mehreren Jahren und die Kinder werden auf dem Boot unterrichtet. Acht Monate im Jahr leben sie auf ihrem Boot und bereisen das Mittelmeer, die restlichen vier Monate verbringen sie in ihrer Heimat Argentinien. Den Wunsch unserer Kinder noch einen weiteren Tag zu bleiben konnten wir nicht abschlagen. Wir verbrachten den Tag am Pool und es war eine entspannte Abwechslung.  Die vier Kinder spielten ausgelassen im Pool und wir lagen auf Liegen und konnten ein bisschen lesen und uns mit Manu und Andrea unterhalten. Später paddelte Jakob mit den zwei Argentiniern mit ihrem SUP im Hafenbecken, wo wir erstmals große Schildkröten bewundern durften. Am Abend sassen wir alle gemeinsam zusammen. Sehr schade dass die Vier auf dem Weg ins ionische Meer, also genau in die Gegenrichtung, unterwegs waren. Am nächsten Tag gab es bei Jakob Tränen, als wir uns wieder verabschieden mussten. Dafür sollte es eine ganz besondere Hafenausfahrt werden. Nachdem wir am Morgen wieder riesen Schildkröten bewundert hatten und wir uns von den Argentiniern verabschiedet hatten, die winkend an der Hafenmole standen, glitt nur wenige Meter neben unserem Boot ein großer Rochen durch das türkise Wasser. Nur wenig später, es wehte kein Windhauch und das Wasser war spiegelglatt, sahen wir in einiger Entfernung Delfine aus dem Wasser springen. Wir wechselten den Kurs und hatten, die vielleicht fünf Delfine bald erreicht. Sie taten uns den Gefallen und schwammen ein paar Minuten an unserem Bug und begleiteten uns, was jedesmal aufs neue ein beeindruckendes Schauspiel ist. Nach diesem furiosen Start des Segeltages verlief der Rest zunächst relativ unspektakulär. Wir motorten weiter die Küste entlang bis zu einer kleinen Felseninsel, wo wir zur Mittagszeit den Anker warfen und in das herrliche Wasser sprangen um zu schnorcheln. Auf der Insel gab es ein kleines, jedoch nur temporär bewohntes Kloster zu dem wir etwas später spazierten, ehe wir wieder zur Alia zurückkehrten und den Anker lichteten. In der Zwischenzeit war achterlicher Wind aufgekommen, so dass wir den Blister setzten konnten und die letzten 10 Seemeilen bis zur Bucht von Navarinou segelten. Diese große Bucht ist nach Süden offen und an der westlichen Seite durch einen hohen und schroffen Felszug vom Meer getrennt. Nahe des südlichen Eingangs segelten wir durch eine schmale Lücke zwischen den Felsen hindurch. Von außerhalb müssen wir ein tolles Bild abgegeben haben, mit unserem bunten geblähten Blister, der Sonne im Rücken durch die Felslücke segelnd. Es hat großen Spaß gemacht. 

Nach einem Vormittag am Strand motorten wir am nächsten Tag nur ein paar Seemeilen weiter südlich nach Methoni. Hier gibt es eine große, auf einer Halbinsel gelegene Festungsanlage zu besichtigen, über die wir am nächsten Tag spazierten. Es steht noch der große Wachturm am Hafen und die ehemalige Stadtmauer. Von der Stadt im Inneren ist leider nicht mehr viel übrig.

Der zweite Finger der Peloponnes

Weiter ging es dem Verlauf der Küstenlinie folgend nach Finikounda, einem kleinen netten Fischer- und Urlaubsörtchen. Wir blieben zwei Nächte ehe wir zu einem etwas längerem Schlag von „Finger eins" zu „Finger zwei" ansetzten. Der Vorteil an einer Umrundung der Peloponnes gegen den Uhrzeigersinn ist, dass der meiste aus Norden kommende Wind die Küste entlang in Fahrtrichtung weht und wir so auch bei dieser Überfahrt moderaten Rückenwind - Blisterwind hatten. Ziel am Abend war das kleine Urlaubsörtchen Limeni, in einer Bucht gelegen, die nur bei ruhigem Wetter als Ankerplatz taugt. War „Finger eins" grün und fruchtbar gewesen, so war „Finger zwei" das genaue Gegenteil. Die Landschaft zeigte sich kahl, gebirgig und sehr trocken. Auffällig hier, wie auch an anderen Orten am Peloponnes waren die vielen neue gebauten sehr geschmackvollen Ferienhäuser aus Naturstein. 

Am Morgen des 12. August brachen wir früh auf und fuhren nur ein paar Meilen unter Motor in die Nachbarbucht, wo wir wieder in türkisblauem Wasser ankerten. Mit dem, Dingi ging es an Land um die größte Tropfsteinhöhle Griechenlands, Pyrgos Dirou zu besuchen. Das besondere an der Höhle ist, dass ein Großteil des 15 Kilometer langen Höhlensystems mit Wasser gefüllt und nur mit einem kleinen Boot zu erreichen ist. Nachdem wir eine breite Treppe ca. 20 Meter hinuntergestiegen waren, präsentierte sich ein kleiner Teich in der Höhle. Wir steigen gemeinsam mit vier anderen Passagieren in eine Gondoliere und der Führer im Heck stakste und paddelte uns ca. 20 Minuten durch die verwinkelten Gänge der Tropfsteinhöhle. Mal ging es eher durch einen schmalen Tunnel, mal öffnete sich unvermittelt vor einem eine riesige Halle mit Stalaktiten und Stalaktmiten. Alles sehr schön ausgeleuchtet und wunderschön. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis ruderten wir zurück zu unserer Alia, sprangen schnell nochmal ins Meer und dann ging es weiter, denn die Wettervorhersage hatte für den Nachmittag starken Wind vorhergesagt. Zunächst herrschte erstmal Flaute auf dem Weg zum Kap Tainaron, der Spitze des zweiten Fingers. Nach einigen Seemeilen kam dann endlich Wind auf, so dass wir die Segel setzen konnten und den Motor abstellen konnten. Wir sind ja ein Segelboot und kein Motorboot. Zunächst war der Wind recht moderat, aber bald schon wurde es recht sportlich. Die Fahrt zum Kap verlief noch ganz entspannt und die Kinder konnten im Cockpit spielen. Am Kap halsten wir und fuhren quasi in die Gegenrichtung auf der anderen Seite des „Fingers“ Richtung Norden. Als wir das Land quer ab hatten nahm der Wind vor allem in den Böen deutlich zu und ohne Reff und in den Böen über 20 Knoten Wind wurde es jetzt recht ungemütlich. Bis zu der geplanten Ankerbucht waren es allerdings nur ein paar Seemeilen, so dass wir zunächst versuchten uns durchzubeißen. Den Kurs Richtung Bucht konnten wir allerdings hart am Wind nicht fahren, weshalb wir beschlossen etwas Druck aus den Segeln zu nehmen und unsere riesige Genua zu reffen. Bei so viel Wind ein Unterfangen, das nur funktioniert, wenn man in den Wind fährt um Druck aus dem Segel zu nehmen. Bei diesem Manöver flog die Genua so stark hin und her das sie langstreckig am Unter- und Achterliek einriß. Wir mußten sie ganz bergen und holten wenig später auch das Großsegel runter. Als wir wenig später in die wunderschöne Ankerbucht Porto Kayio einfuhren wehten uns Böen mit über 30 Knoten entgegen. Wir suchten uns ein relativ geschütztes Plätzchen in einer Ecke der Bucht vor dem Strand und waren froh, dass auch unter diesen erschwerten Bedingungen unser Ankermanöver problemlos verlief. Der Wind in der Bucht war deutlich moderater, aber alle paar Minuten wehten Fallböen von den hohen Bergen, und liessen die vor Anker liegenden Boote wild tanzen. Zum Glück gab es kaum Wellen, weshalb wir trotzdem recht gemütlich lagen. Am Strand standen ein paar Häuser und Tavernen, die wir nach diesem aufregenden Tag am Abend besuchten. Da am nächsten Tag der Wind immer noch so stark anhielt, blieben wir einen weiteren Tag in der Bucht vor Anker, spazierten zu einer kleinen Kapelle am Eingang zur Bucht und badeten am Strand. Als wir am Nachmittag zum Strand schwammen und unsere Abwesenheit vom Boot nutzen wollten um den Motor laufen zu lassen um Strom zu produzieren, bemerkte Jakob dass am Heck gar kein Kühlwasser aus dem Auspuff läuft. Hin und wieder kam dann doch wieder ein Schwall Wasser, so dass wir uns entschlossen zum Strand zu schwimmen. Zum Glück war es am Strand recht kühl, weshalb wir nach einer Dreiviertelstunde zum Boot zurückkehrten und erschrocken feststellten dass die Motortemperatur bedrohlich bis kurz vor den roten Bereich gestiegen war. Schnell stellten wir den Motor ab und kramten unser dickes Buch über Dieselmotoren hervor. Wir befürchteten das Problem nicht selber lösen zu können und warfen unseren Routenplan in Gedanken schon über den Haufen, doch dann hatten wir wieder großes Glück im Unglück. Am Abend unterhielten wir uns mit einer österreichischen Crew, die bei über 40 Knoten Wind am gleichen Tag in die Bucht gesegelt war. Sie boten uns an am nächsten Tag mal nach dem Motor zu schauen und vermuteten das dass Problem am Impeller liegen würde. Genau so war es dann auch. Mit ihrer Hilfe konnten wir den Impeller am nächsten Tag ausbauen und einen neuen Einbauen. Dabei handelt es sich quasi um ein Schaufelrad aus Gummi, das vom Motor angetrieben wird und den Kühlwasser Kreislauf in Schwung bringt. Unser Impeller war vollkommen hinüber, an einigen Stellen gebrochen und es hatten sich Ablagerungen gebildet. Glücklicherweise hatten wir einen Ersatz dabei und nach dem Einbau lief der Motor wieder einwandfrei und wir konnten unsere Reise wie geplant fortsetzen. Zuvor wechselten wir die eingerissene Genua gegen unsere kleinere Genua.

Der dritte Finger - die traumhafte Bucht von Elafonisos

Wir verliessen die wunderschöne Bucht und konnten direkt die Segel setzen. Die kleinere Genua, mit der wir in den letzten zwei Jahren nur gesegelt waren, wirkte mickrig im Vergleich zu der, die wir die letzten Monate segelten und nun leider gerissen war. Parallel mit den netten Österreichern, die kurz nach uns die Bucht verlassen hatten, wechselten wir schnell die Genua gegen den Blister und es wurde ein herrlicher Segeltag mit zügigem Vorankommen bis nach Elafonisos, wo wir vor einem traumhaft schönen kilometerlangen breitem Sandstrand ankerten. Unterbrochen wurde der Strand von einer Halbinsel, wodurch eine Doppelbucht entstand. Hinter dem karibisch anmutendem Strand erstreckte sich eine kleine Dünenlandschaft, Häuser waren nur ganz vereinzelt zu sehen. An den nächsten zwei Tagen wehte es durchgehend tagsüber mit 20 Knoten. Unser Windgenerator rauschte und die Batterien glühten, an eine Weiterfahrt war aber nicht zu denken, denn bei der nächsten Etappe mußten wir das Kap Malea umfahren, was für seine unberechenbaren Starkwinde berüchtigt ist. Wir verbrachten also viel Zeit an dem herrlichen Sandstrand. Es ging ganz flach in das glasklare Wasser, ideal für die Kinder. Jakob schwimmt mittlerweile ganz ohne Schwimmhilfe und Emily, die am Anfang viel Respekt vor dem Wasser hatte, paddelt mit Schwimmflügelchen oder Schloris überall herum und kommt gut voran. Wir verbrachten viel Zeit damit, die Windvorhersagen zu studieren und versuchten den geeigneten Zeitpunkt für die Umrundung des Kaps zu finden. Am dritten Tag dem 17. August verabschiedeten wir uns nachmittags vom Strand und setzten kurz nach der Ausfahrt aus der Bucht die Segel. Es wehte zwar ordentlich mit bis zu 20 Knoten in den Böen, war zunächst aber eine sportliche angenehme Fahrt Richtung Kap. Je weiter wir nach Osten kamen und uns dem Kap Malea näherten,  höher bauten sich die Wellen auf und erreichten bald schon 1,5-2 Meter Höhe. Um uns war ein reger Schiffsverkehr mit großen Frachtern zu beobachten, die auf ihrer Route von Athen ins Mittelmeer waren. Am Kap mußten wir den Kurs um ca. 90° nach Norden wechseln. Mittlerweile war die Sonne untergegangen und mit ihr schlief auch der Wind ein. Nun kamen die riesen Wellen von schräg vorne und ohne die Stabilität der Segel wurde das Boot ziemlich wüst hin und her geworfen und die Maschine mühte sich gegen die Wellen und die Strömung an. Die Kinder hatten es sich auf dem Cockpit Boden gemütlich gemacht und schliefen rasch ein. Es war eine unangenehme Nachtfahrt bis nach Monemvasia. Zum Glück nahmen die Wellen im Verlauf der verbliebenen 15 Seemeilen kontinuierlich ab und am Ende wurde es etwas erträglicher. Um zwei Uhr nachts liessen wir vor dem Hafen von Monemvasia den Anker fallen. Hier lagen wir ruhig, brachten die Kinder in ihre Kojen und genehmigten uns erstmal ein Bier, ehe wir total erschöpft ins Bett fielen.

Monemvasia - eine Schönheit aus Naturstein

Am nächsten Morgen konnten wir nach dem Aufstehen die Schönheit des Ortes bestaunen, an dem wir in der Dunkelheit gelandet waren. Von dem kleinen Örtchen Monemvasia führt ein Damm ca. 200 Meter zu einer Halbinsel. Diese besteht aus einem hohen Bergplateau. Auf einer Einbuchtung auf der Südseite steht eine kleine Ortschaft. Auf dem Plateau steht nur noch eine Kirche und am höchsten Punkt die Überreste einer Zitadelle. Vor einigen hundert Jahren gab es auch auf dem Plateau eine Stadt, dessen Ruinen teilweise noch zu besichtigen sind. Ein wunderschöner Ort. Nachdem sich der kleine Hafen am Vormittag gelehrt hatte, nutzten wir die Gelegenheit dort einen Platz zu besetzen. Leider wehte es am nächsten Tag richtig stark von vorne auf unser am Steg liegendes Boot so dass einer das Boot hüten musste. In Griechenland legt man rückwärts an und stabilisiert das Boot vorne indem man den Anker gleichzeitig zwei Bootslängen vorher runterlässt. Ein sehr simples Verfahren, wenn man es ein paar Mal gemacht hat. Wichtig ist aber natürlich dass der Anker bei viel Wind hält, denn sonst wird das Boot bei Wind von vorne auf den Steg getrieben. Wir nutzten die Zeit um mal wieder die Proviant- und Gasvorräte aufzufüllen und am Abend fuhren wir auf die Halbinsel und schlenderten durch die wunderschönen verwinkelten Gässchen zwischen den Natursteinhäuschen. Am nächsten Tag hatte der Wind so weit nachgelassen dass wir nach dem Frühstück nochmal auf die Halbinsel fuhren und auf das Plateau wanderten. Von hier hatten wir einen tollen Blick auf die Stadt und das Meer. Wir hatten unsere Drohne mitgenommen und machten ein paar tolle Bilder und Videos. Dann ging es wieder zurück zum Boot und wir liefen aus dem Hafen aus. Hauptsächlich unter Motor ging es weiter in die schöne Ankerbucht Kyparissi. Eine weite Bucht unterhalb von grünen Berghängen. Hier hielten wir uns nicht lange auf und fuhren am nächsten Tag dem 21. August nach einem Strandbesuch am Vormittag weiter. Wir hatten tollen Wind und konnten großteils nur mit dem Blister weiter nach Westen zur Insel Spetsei segeln, wo wir in der weiten Bucht von Zoyioryia ankerten. Die kleine Insel ist wunderschön grün und man merkt die nähe zu Athen. Überall stehen schicke Ferienhäuser und die Anzahl an großen Motoryachten und schicken Segelbooten nimmt deutlich zu. Nach einem kleinen Spaziergang lichteten wir am nächsten Tag den Anker und konnten direkt wieder Segel setzen. Zwischen der Insel Spetsai und dem Festland kreuzten wir gegen den Wind nach Nord-West. Insgesamt acht Wenden mußten wir machen bis wir zwischen der Insel Dokos und dem Festland hindurchfahren konnten und dann vor dem netten Örtchen Ermioni ankerten. Nach diesem tollen Segeltag machten wir einen Spaziergang durch den Ort und liessen den Tag in einer tollen Taverne an der Hafenpromenade ausklingen. Die Speisekarte ist zwar überall sehr ähnlich, aber die Qualität variiert schon erheblich und hier hatten wir mal wieder ein richtig gutes Restaurant gefunden. Am nächsten Tag stand uns nochmal ein etwas längerer Schlag zum griechischen Festland bevor. Leider hatten wir kaum Wind und es wurde eine eher langweilige Tour. Zu Beginn konnten wir zwar noch segeln, doch kam der Wind direkt von Vorne, so dass wir nach einer Weile den Motor als Unterstützung hinzunehmen mussten. Wir wollten an der Küste in einer Bucht ca. 8 sm süd-westlich von Athen am Festland ankern. Doch kurz vor der Küste passierten wir eine kleine Insel Feves und entdeckten auf einer Seite eine recht tief einschneidende Bucht in der schon ein paar Boote lagen. Die Bucht sah so idyllisch aus, dass wir kurzerhand hineinfuhren und mit Anker und Heckleine am Felsen festmachten. Sofort sprangen wir ins Wasser und bewunderten die bezaubernde Unterwasserwelt. Zum Sonnenuntergang verließ ein Boot nach dem anderen die Bucht, bis wir schließlich ganz alleine lagen. In den Karten war die Bucht als Verbotszone ausgewiesen, doch wir riskierten es einfach und wurden glücklicherweise auch nicht behelligt. Am nächsten Morgen machten wir ein paar coole Unterwasseraufnahmen und Lilli versuchte sich auf der "Unterwasserslackline". Später am 24. August fuhren wir die letzten Seemeilen bis Athen, wo wir am nächsten Tag Oma Hanni und Opa Detlef erwarteten.

Die Umrundung der Peloponnes war ein tolles Erlebnis. Die Fahrt war unheimlich abwechslungsreich und uns gefiel besonders die Ruhe und entspannte Atmosphäre auf der gesamten Fahrt. 

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