15. Besuch von Oma Hanni und Opa Detlef - Segeln in der Ägäis

In der Marina Athen, die sich großspurig „The Megayacht Mooring“ nennt, putzten und wienerten wir unsere Alia und füllten die Vorräte auf. Insbesondere Trinkwasser benötigen wir Unmengen und können eigentlich täglich einen Sechserträger Wasser kaufen. Wir waren daher froh, dass der Supermarkt einen Lieferservice zum Hafen anbot und wir die Wasserflaschen nicht durch die Athener Hitze schleppen mussten. Lilli hatte, wie schon so oft in den letzten Wochen, die große Dose Kleber heraus gekramt und sich unserer Little Alia gewidmet, die immer noch kontinuierlich Luft verlor und auch etwas undicht war, so dass immer etwas Wasser auf dem Boden stand. Zufrieden besserte sie die diversen Defekte aus und war am Ende recht zufrieden mit dem Ergebnis. Nachdem der Mini Tanker am Steg gehalten und uns mit frischem Diesel versorgt hatte, machten wir eine böse Entdeckung. Der schwere Schlauch des Tankwagens lag auf dem Dingi und schrubbte wohl so ungünstig darüber, dass sich das PVC des Dingis am hinteren Holzschott großflächig abgelöst hatte. Nachdem wir den Schaden eingehend begutachtet hatten war klar dass unsere geliebte Little Alia, die uns so gute Dienste geleistet hatte, nicht mehr zu retten war. Lange hatten wir versucht die Wunden und Löcher zu versorgen. Nach dem Lebensmittelgroßeinkauf machten sich Oli und die Kinder auf den Weg um ein neues Dingi zu kaufen. Mit der Straßenbahn fuhren sie die Küste entlang bis zu einer anderen Marina, wo es einige Schiffsausrüster gab. Es gab ein paar unterschiedliche Dingis zu besichtigen und dann mußte eine Entscheidung getroffen werden. Zur Freude der drei Einkäufer fuhr der Verkäufer alle und vor allem das schwere neue Dingi zurück zum Hafen, wo sie stolz die Neuerwerbung Lilli präsentierten. Am Abend recycelten wir unsere alte little Alia und Lilli schnitt unendlich viele kleine und große Flicken aus ihr, so dass wir im Falle eines Loches im neuen Beiboot auf alle Fälle bestens ausgestattet sind. 

Oma und Opa kommen an 

Am späten Abend freuten wir uns Oma Hanni und Opa Detlef, Olis Eltern an Bord begrüßen zu dürfen. Da die Kinder schon geschlafen hatten, gab es am Morgen des 26. August nochmal ein großes Hallo, als sie die Großeltern begrüßten. Und wie fast alle Besucher hatten wir uns wieder einiges Mitbringen lassen, was Oma und Opa nach dem Frühstück auspackten. 

Unsere Abreise aus dem Hafen verschoben wir noch um einen Tag, da auf dem Wasser Starkwind vorhergesagt war und wir unserer neuen Crew nicht direkt eine Sturmfahrt zumuten wollten. Stattdessen fuhren wir zur Flisvos Marina, wo ein paar interessante Museumsschiffe liegen und man ein altes Kriegsschiff besichtigen konnte. Am 27. August legten wir nach dem Frühstück ab. Zunächst ging es ganz gemächlich voran, da das Festland noch Windabdeckung bot. Um so weiter wir uns von der Küste entfernten, um so stärker wurde jedoch der Wind und auch die Wellen erreichten schnell einen guten Meter Höhe. Mit leicht gerefften Segeln düsten wir mit sechs bis teilweise über sieben Knoten zur Nord-Westspitze der Insel Aigina. Von hier aus ging es noch weitere zwei Seemeilen die Westküste der Insel entlang, dann hatten wir die Inselhauptstadt Aigina erreicht. Wir bargen die Segel und ankerten südlich des Hafens zwischen einigen anderen Booten. Am Abend schlenderten wir durch die Straßen der Stadt und entlang der Hafenpromenade, bevor wir in einer kleinen Taverne zu Abend assen. Die Nacht vor Anker war zunächst ruhig, aber am Morgen kam einiges an Schwell in die Bucht und es wurde recht schaukelig. Nach dem Frühstück holten wir daher schnell den Anker ein und setzten die Segel. Bei wenig Wind segelten wir gemächlich mit halbem Wind fünf Seemeilen zur Nachbarinsel Aiginistra hinüber. Hier ankerten wir in einer wunderschönen Bucht, der eine kleine Insel vorgelagert ist. Die Bucht war rundum gesäumt mit Pinienbäumen was eine wirklich hübsche Kulisse darstellte. Im Halbrund lagen wir an der Landleine mit einigen anderen Segelbooten und ein paar dicken Motoryachten. Als kleine Besonderheit bot die Taverne in der Nachbarbucht einen kostenlosen Taxiservice mit einem Boot an, von dem wir zum Abendessen gerne Gebrauch machten. Wir und vor allem Jakob genoss den Luxus mal in einem Dingi mit Steuerstand zu fahren. 

Am nächsten Tag herrschte absolute Flaute und so fuhren wir unter Motor die wenigen Seemeilen zurück zur Insel Aigina und legten etwas weiter südlich als am Vortag in der Marina in Perdika an. Die kleine Stadt liegt auf einer Landzunge, an dessen Spitze sich ein kleines Wäldchen und eine Kirche befinden. An der Hafenpromenade laden etliche Tavernen zum Abendessen ein, aber wir kochten diesmal selbst, während die Großeltern mit den Kindern am kleinen Stadtstrand badeten.

Da es am Abend ordentlich wehte hatte sich eine beachtliche Welle gebildet, die uns am nächsten Tag eine ziemlich ungemütliche Überfahrt nach Poros bescherte. Ohne die Stabilität, die windgefüllte Segel dem Boot geben, lassen Wellen das Boot unkontrolliert von einer zur anderen Seite schaukeln. Nach zwei Stunden wurden wir dafür mit einer wunderschönen Zufahrt auf Poros belohnt, die zu den schönsten Ansteuerungen in Griechenland zählt. Von Westen kommend biegt man um die Süd-West Spitze der Insel und sieht in einiger Entfernung die Stadt auf einem Hügel malerisch vor sich liegen. Auf der Nordseite erhebt sich die Insel Poros, auf der Südseite, durch eine schmale Meerenge vom Pellepones getrennt, erhebt sich ein langgezogenes Bergmassiv. Ringsherum um die Stadt liegen unzählige Boote aller Größen und auch wir suchten uns ein Plätzchen. Vom Boot aus konnte man den ganzen Tag ankommende Boote beobachten, die es am Nachmittag immer schwerer hatten noch einen freien Platz zu finden. Dabei kam es häufig zu Ankersalat, wenn sich der neu ausgebrachte Anker mit den schon liegenden Ankerketten verhedderte. Für die nicht betroffenen ein interessantes Schauspiel, für die Betroffenen ziemlich nervig, weil sie häufig erneut ankern mußten, wenn ihr Anker abgeräumt wurde. Wir blieben zum Glück verschont und konnten in aller Ruhe durch die Stadt spazieren.

Für den nächsten Tag war starker Wind auf See angekündigt, dem wir uns nicht aussetzen wollten., so dass wir nur eine Seemeile vom Anleger entfernt in eine Ankerbucht fuhren, wo wir badeten und einen kleinen Strand ganz für uns alleine hatten.

Ab in die Kykladen

Am 3. September flaute der Wind wieder ab wir verliessen schon vor Sonnenaufgang den Ankerplatz. Wir fuhren vorbei an der Stadt und den anderen Segelbooten durch die malerische Meerenge zwischen Poros und dem Festland. Dann erreichten wir wieder das weite offene Wasser und konnten in weiter Ferne die ersten Inseln der Kykladen ausmachen. Zunächst herrschte Flaute und ein paar Stunden fuhren wir unter Motor in den Sonnenaufgang. Auf dem Meer ist hier einiges los. Es herrscht reger Schiffsverkehr mit großen Frachtern unterschiedlichster Bauart und Fähren, die zwischen Athen und den Kykladen hin- und herfahren. Nach vier Stunden kam endlich Wind auf, so dass wir die Segel setzten konnten und mit sechs Knoten Richtung Kythnos segelten, das wir nach 47 Seemeilen und acht Stunden am Nachmittag erreichten. Wir ankerten in der Fikiadha  Bucht auf der Westseite der Insel vor einem schönen Sandstrand in glasklarem Wasser. Das besondere an dieser Bucht ist,  das der Sandstrand wie eine Brücke die Insel mit einer vorgelagerten Halbinsel verbindet und sich dadurch eine Doppelbucht bildet. Den nächsten Vormittag verbrachten wir am Strand, ehe wir uns auf den Weg auf die Ostseite der Insel machten. Wie die meisten Kykladen Inseln ist auch Kythnos karg und gebirgig. Es wächst kaum ein Strauch und nur vereinzelt sieht man mal einen einsamen Baum. Als wir die Ankerbucht verliessen wehte in der Abdeckung der Insel ein angenehmer Wind. Vorsorglich setzten wir das Großsegel im 1. Reff, was sich wenig später als weise Voraussicht zeigte. Kaum hatten wir die Windabdeckung der Insel verlassen wehte es mit über 20 Knoten und es hatte sich in der Meerenge zwischen Kythnos und der nördlich gelegenen Insel Kea eine ordentliche Welle aufgebaut. Da der Wind genau aus der Richtung wehte, in die wir wollten, segelten wir zunächst auf die Südküste von Kea zu. Nach einer Stunde wildem Ritt über die Wellen mit ordentlich Krängung konnten wir den Kurs Richtung Nordspitze von Kythnos setzen, rollten die Genua ein und fuhren mit Motorunterstützung weiter. Kaum hatten wir die Nordspitze gerundet schlief der zuvor aus nord-östlicher Richtung wehende Wind ein und wir mußten die letzten zwei Seemeilen bis in den Hafenort Loutra motoren, wo wir im kleinen Stadthafen anlegten. Die Stadt mit ihren weißen Häuschen ist ein kleines verschlafenes Touristennest mit einer Reihe Tavernen rund um das Hafenbecken. Das besondere ist eine heiße Quelle, die am kleinen Stadtstrand ins Meer läuft. Ein paar aufgetürmte Steine verhindern, dass sich das heiße Quellwasser direkt mit dem Meerwasser vermischt. Je nachdem wie nah man sich dem Zustrom nähert kann man die Temperatur des Wassers variieren. Am Zustrom sind es geschätzte 70°C. Am nächsten Morgen legten wir uns in dieses herrliche Becken und entspannten unsere Muskeln, ehe es weiter nach Norden ging. 

Von der Insel Kythnos nach Kea

Wir verliessen den Hafen und fuhren mit nördlichem Kurs Richtung Ostseite von Kea. Diese Insel ist noch deutlich schroffer und höher als Kythnos. Die Ostseite fällt steil ins Meer ab. Wiederum kam der Wind als wir die Nordspitze von Kythnos passiert hatten. Diesmal kam er allerdings genau aus der Gegenrichtung als am Vortag, also von schräg hinten. Blisterwind! Endlich konnten wir Oli´s Eltern unser schönes großes buntes Segel präsentieren. Bis zur Nord-Ost Spitze von Kea hatten wir herrlichsten Segelwind. Erst auf den letzten Meilen bis in die Ankerbucht Otzias auf der Nordseite der Insel mußte die Maschine nachhelfen. In der tief in die Insel einschneidenden Bucht ankerten wir vor einem langen Sandstrand. Während die Großeltern sich netterweise ums Abendessen kümmerten, fuhren wir schnell nochmal an den feinen Sandstrand um die restlichen Energiereserven der Kinder zu verbrauchen.

Am nächsten Vormittag fuhr dann nochmal die gesamte Crew an den Strand. Wie so häufig standen am Strand Tamariskenbäume, die nicht nur schön aussehen, sondern auch wunderbaren Schatten spenden. Wir richteten uns jedoch auf Liegen einer Strandbar ein, buddelten im Sand, schwammen und tauchten und die Kinder unternahmen eine Schatzsuche mit den Großeltern. Zum Mittag ging es wieder zurück zum Boot und dann schnell ein kleines Stück weiter nach Westen um die Insel herum in den Haupthafen der Insel, Korissia. Ebenfalls ein ganz entspannter Stadthafen mit einer Auswahl an Tavernen an der Promenade. Am Nachmittag liessen wir uns mit einem Taxi in die Inselhauptstadt Kea fahren, die hoch oben in den Bergen liegt. Wir schlenderten durch die engen Gassen und genossen alle paar Meter einen neuen tollen Ausblick auf die Stadt und die Küste. Auf einem alten Steinweg spazierten wir aus der Ortschaft heraus vorbei an einem orthodoxen Friedhof bis zu einem uralten in Stein gehauenen Löwen. Der Weg war gesäumt von Feigenbäumen und wir genossen es immer wieder mal eine zu pflücken und zu naschen. Zum Abendessen waren wir wieder zurück im Hafen.

Dann folgte auch schon der leider letzte Segeltag mit den Großeltern, der leider eine unspektakuläre Motorfahrt wurde. Wir verliessen den Hafen in Korissia und fuhren ohne Wind und Welle vier Stunden zurück ans Festland in die Bucht von Porto Rafti. In der weitläufigen Bucht stehen die Wochenendhäuser der Athener. Vom Wasser aus nicht besonders attraktiv, aber ein Landgang am Abend stimmte uns etwas versöhnlicher. Am nächsten Tag hieß es dann am Morgen schon wieder Abschied nehmen.

Es war eine sehr schöne Zeit mit Oma Hanni und Opa Detlef und wir sind überzeugt aus Hanni noch eine Seglerin zu machen. Diesmal trotz teilweise anspruchsvoller Verhältnisse keine Seekrankheit - Respekt!

Vielen Dank für Euren Besuch!

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